Das lineare Denken beruht auf dem
gängigen linearen Zeitverständnis (mathematisiert als kontinuierliche, reale Variabel, t), und das wird im Mainstream
wissenschaftlichen Denken oder sonstwo nicht verstanden. Was
soll das mit dem Gerede von der 'dreidimensionalen Zeit' oder
gar von einer 'Zeitlichtung'? Wenn es hochkommt, gelingt das
'kritische', etwa ökologische Denken den Übergang von der
linearen Zeit zur 'zyklischen Zeit' im Einklang mit der sog.
'Natur' (Stichwort: Nachhaltigkeit).
Vielleicht sollten wir uns die Frage: 'Was
ist ein Elektron?' stellen. Das wäre ein interessanter Versuch, denn die Frage ist
anscheinend eine philosophische. Aber wenn man herumschaut,
wird es sofort klar, daß die Wissenschaft diese Frage
eigentlich nicht stellt, denn sie sagt, das Elektron sei bloß
eine 'Ladung von Kraft' (eine wissenschaftlich korrekte aber
bei Licht gesehen oberflächliche Antwort) und beschreibt genealogisch die
experimentelle 'Entdeckung' des Elektrons im Laufe des 19. Jh.
durch die mathematische Physik (J.J. Thomson insbesondere) im
Zusammenhang mit der Entwicklung einer elektromagnetischen
Theorie durch Wissenschaftler wie Faraday und Maxwell. Ohne
eine jahrelange mathematische Ausbildung ist es gar nicht
möglich, diese sehr raffinierte Theorie zu verstehen, also
kann man sie Außenstehenden nur allgemein und hoffentlich
plastisch von Außen her beschreiben.
Auch wenn man einigermaßen kapiert, wie diese mathematische elektromagnetische
Theorie gebaut ist, bleibt nach wie vor die Frage nach
der 'Ladung von Kraft' ungefragt. Um die
Kraft zu verstehen, ist man zunächst auf Newton mit
seinen drei einfachen mathematischen Kraft- bzw.
Bewegungsgesetzen verwiesen. Newtons Verständnis der Kraft
(_dynamis_) und der Bewegung (_kinaesis_ als Am-Werk-sein einer Kraft) jedoch ist
letztendlich Aristotelisch. Er hat die Aristotelische Ontologie
der Bewegung, in deren Zentrum der von Aristoteles geprägter
Begriff der Energie (_en-erg-eia_) steht, übernommen und bloß mathematisiert. Die griechische Philosophie von Parmenides bis Aristoteles hat mit der Frage gerungen, "Warum ist überhaupt Bewegung und nicht vielmehr Stillstand?" Die moderne
Wissenschaft weicht geschickt einer solch unerhörten Fragestellung aus und glaubt stattdessen einfältig, sie habe Aristoteles endgültig
empirisch widerlegt und objektiviert — und so überwunden. Forget
Aristotle! Wie empirische Fakten, die man mit den Augen sehen
kann, beweisen, Aristoteles habe schief gesehen.
Beim
phänomenologischen Sehen und in der Philosophie überhaupt
geht es natürlich nicht bloß um das sinnliche, sondern um
das geistige Sehen, wobei die Sinne durchaus behilflich
sein können. Auch beim Elektron geht es um einen
geschichtlichen Seinsentwurf (ein geschichtliches hermeneutliches Als,
das als ontologisches Gerüst der Welt dient),
so daß es das Elektron nur gibt, solange es diesen
Seinsentwurf (der elektromagnetischen Feldtheorie) gibt,
und es gibt ihn, solange er wahr ist — einem
geschichtlichen Entwurf des Wesens der Wahrheit
entsprechend. In der Neuzeit ist dieses Wesen der Wahrheit die Wirksamkeit, so
daß es das Elektron gibt entsprechend dem Wesen der
Wahrheit ALS Wirksamkeit, d.h. Effektivität,
Wirkkausalität gepaart mit der linearen Zeit. Die Wirksamkeit des Elektrons
sieht man überall in der heutigen Welt. Der
Elektromagnetismus wirkt! Ja, ohne das
Elektron (ALS solches gesehen durch einen
bestimmten mathematisch-physischen
Seinsentwurf) gäbe es diese unsere heutige
Welt (etwa mit Strom, Telephon, Flugzeug,
Elektronik, Fernsehen, der rasant aufkommenden und uns überrollenden Cyberwelt etc. etc.)
überhaupt nicht.
Wenn die Dinge funktionieren, warum soll man
sich den 'Kopf' darüber zerbrechen, das heutige
Wesen der Wahrheit
als Wirksamkeit in Frage zu stellen?
Sit back, relax and enjoy the ride!
Die philosophische Ethik stellt
lediglich die Frage, was sollen wir
angesichts der Wirksamkeit der
modernen Technologien tun? Die Debatte um die modernen Technologien dreht sich dumpfsinnigerweise stets um das Pro und Kontra, Plus und Minus, d.h. um das, was uns die Technik unter dem Strich effektiv bringt. Eine andersartige Fragestellung kommt gar nicht in den Blick.
Erst der "Schritt zurück" in die
Zeitlichtung eröffnet eine Andere
Perspektive, in der auch das
Wertschätzspiel unter den Menschen
und den Dingen trotz allen ontischen
Vorverständnisses überhaupt
ontologisch sichtbar wird. Es reicht eben nicht, lediglich von "Prozessen" zu reden,
denn es gibt auch
Produktionsprozesse, und das Wertschätzspiel
ist nicht
'produktiv',
hervorgeleitend,
d.h. es führt
kein
vorhergesehenes
Ergebnis in
die
Anwesenheit
hervor,
sondern ist
eben
spielerisch
und deshalb
oft
überraschend.
Zur Vertiefung: 'Freiheit und Blindheit'.
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