Seit einigen
Jahren nenne
ich den unbedingten Willen zur Macht über jedwede Art der
Bewegung der
Kürze halber Willy
P. Er ist
der verborgene
Gott der
Technowissenschaft.
Zusammen mit
seinem
Bruder-Gott
Pleon Exia
— der angebetete Gott des Gewinn-Spiels — beherrscht
Willy P. den
Zeitgeist.
Dementsprechend
unterwerfen
wir uns alle
unwissentlich
diesen beiden
Göttern. Was
aber hat Willy
P. mit der eindimensional-linearen
Zeit zu tun?
Antwort:
alles. Vor
zweieinhalb
Jahrtausenden
hat
Aristoteles
die 1D-lineare
Zeit entworfen
und im
Einzelnen
durchdacht in
seiner Physik.
(Die Physik
als die
Wissenschaft
der Bewegung
beansprucht
heute immer
noch mit
Erfolg, die
fundamentale
Wissenschaft
zu sein.) Die
lineare Zeit
(ob gerade
oder zyklisch
linear macht
hier keinen
Unterschied),
die für die
Wirkkausalität
(Ursache, dann Wirkung) unerläßlich
ist, ist aber
von Anfang an
und bis heute
mit einem
Widerspruch
zwischen der
zählbaren
Unendlichkeit
der
diskret-gezählten
Zeit
einerseits und
der
unzählbaren
Unendlichkeit
der
kontinuierlichen
Zeitlinie
andererseits
behaftet. Denn
für
Aristoteles
ist die Zeit
beides! Er hat
arithmetische
Vorstellungen
mit
geometrischen
Vorstellungen
der Zeit als
einer
irgendwie
physischen
Größe
vermengt,
genauso wie
heute dies
noch in der
Physik ohne
weiteres
geschieht. Insofern
bleibt die
Idee der
linearen Zeit
inkohärent.
Seit den
Anfängen der
griechischen
Mathematik ist
diese mit der
merkwürdigen
Inkommensurabilität
zwischen den
diskreten
rationalen
Zahlen und dem
Kontinuum der
irrationalen
Zahlen
vertraut.
Diese Inkommensurabilität
erzwingt
später im 17.
Jh. mit
Descartes,
Newton und
Leibniz die
Erfindung
eines
merkwürdigen
Kalküls,
nämlich der Infinitesimalrechnung,
um mit der
Mathematisierung
der Physik als
der Wissenschaft
der Bewegung
ernst zu
machen. Denn
die Infinitesimalrechnung kittet — nicht ohne Schummeln —
die
Inkommensurabilität
zwischen dem
Diskreten und
dem
Kontinuierlichen.
Das Schummeln
wurde erst in
der 2. Hälfte
des 19. Jh.
durch K.
Weierstraß und
R. Dedekind einigermaßen
behoben. Mit
Hilfe der
Infinitesimalrechnung
wurde
nichtsdestoweniger
die physische
Bewegung in
der
kontinuierlichen,
linearen Zeit
durch die
Differenzierung
sowie die
Integration
berechenbar.
Damit wurde
einer
erheblichen
Machterweiterung
von Willy P. Genüge getan.
Um die
Jahrhundertwende
jedoch wurde
eine diskrete
Quantisierung
der Physik
durch
Anomalien in
der Theorie
der
elektromagnetischen
Strahlung
erzwungen
(unendliche
Energie durch
zunehmende
Frequenz!).
Die
Planck-Konstante
mußte zum
großen
Mißfallen der
Physiker
selbst
eingeführt
werden, um die
Energie, d.h.
Beweglichkeit,
eines
Teilchens zu
quantisieren
(vgl.
Einsteins
photoelektrische
Experimente
1905). Diese
Quantisierung
führte
letztendlich
über Einstein
und andere im
Jahr 1925 zur
Formulierung
der
Heisenbergschen
Quantenunbestimmtheit in der Bewegung von subatomaren Teilchen: die
eindeutige,
wirkkausale,
mathematisierte
Herrschaft
über die
physikalische
Bewegung durch
die Physik war dahin und
mußte
zugunsten
einer
bloßen Wahrscheinlichkeitsberechnung
der sog.
'Evolution'
von
mehrdeutigen dynamischen
Zuständen
aufgegeben
werden. Es
widerstrebte
Einstein
selber
zutiefst, die
eindimensionale Wirkkausalität (und damit implizit und bis heute
unerkannt die
eindimensionale Zeit selbst) in der Physik der Teilchen aufzugeben. Aber
die Bewegung
von Teilchen
wie Photonen
und Elektronen
mußte dennoch
diskret
quantifiziert
werden. Der
latente
Widerspruch
zwischen den
diskreten,
rationalen
Zahlen und dem
irrationalen
Kontinuum war
in der
Wissenschaft
der Bewegung
des
Beweglichen
offen zu Tage
getreten.
(Deshalb die
Problematisierung
des Kontinuums
in den 1910er
Jahren etwa
durch Hermann Weyl in seinem Das Kontinuum 1918.)
Aber Willy P.
wäre nicht
Willy P., wenn
es ihm nicht
einfiel, wie
die
Quantenunbestimmtheit
in der
Teilchenbewegung
doch zu einer
Steigerung
seiner
Berechnungsmacht
über die
Bewegung
führen könnte.
Wenn die
Quantenunbestimmtheit
(bei extrem
niedrigen Temperaturen) auf die Wahl
zwischen genau
zwei
verschiedenen
dynamischen
Zuständen
beschränkt
werden könnte,
dann hätte man
Qubits, die in
einem
unbestimmten
Zustand
zwischen 0 und
1 schweben.
Dieser
Schwebezustand, die aus der Superposition von zwei verschiedenen Bit-Zuständen gleichzeitig,
ermöglicht die
parallele
Berechnung mit
beiden
möglichen
binären
Bit-Werten
gleichzeitig.
Dies erlaubt eine exponentielle Steigerung der Anzahl der darstellbaren Konfigurationen. Mit lediglich 30
Qubits steigt
die Anzahl der Konfiguration Anzahl der darstellbaren Konfigurationenauf 2 zu der
30x2=60. Potenz (2exp(60)). Eine
Berechnungskraft
in dieser
Größenordnung
würde die
Berechnungskraft
aller Computer
auf der Erde
heute
übersteigen. Im Vergleich dazu können 30 konventionelle Bits lediglich 2 zu der 30. Potenz (2exp(30)) Konfigurationen darstellen.
In den letzten
paar
Jahrzehnten
haben wir den
Einbruch der
Cyberwelt in
unsere Welt
erfahren und
stehen noch am
Anfang dieser
Entwicklung,
in der die
Cyberwelt
progressiv
unsere
physische und
gesellschaftliche Welt in sich absorbieren wird. Mit den kommenden
Quantencomputern
wird die
digitale
Berechnungskraft
exponentiell
steigern — mit
unabsehbaren
Folgen für
unsere
Lebensbewegungen
in der Welt,
denn die
Quantenalgorithmen
werden
zunehmend
kybernetisch
immer stärker
in unsere
Lebensbewegungen
eingreifen und steuern, was
wir tun können
und nicht tun
können.
Wir werden
aber dieses
Geschenk von
Willy P. der
Bequemlichkeit
halber und
v.a. wegen des
Versprechens
der Heilung
von bisher
unheilbaren
physischen
Krankheiten
dankbar
annehmen. So
werden wir
unsere
Anbetung von
Willy P.
unwissentlich
fortsetzen,
ohne eine
Ahnung davon
zu haben, daß
die
eindimensional-lineare
Zeit die Zeit
der
wirkkausalen
Notwendigkeit
ist, während
erst die
Offenheit der
dreidimensionalen Zeit, woran wir bisher nicht denken, uns die
Bewegungsfreiheit
bietet.
Eine
ausführliche
Darlegung
dieser
Gedankenlinie
ist im langen
Anhang zu
meinem Movement
and Time in
the Cyberworld enthalten.
15 February 2021
Von Willy P. zum Quantumcomputer
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