Descartes hat den ersten, rohen, eisernen Käfig des modernen Bewußtseinssubjekts mit seiner ontologischen Trennung von Innen und Außen entworfen und gebaut. Nach ihm haben etliche Denker zum Ausbau und zur Veredelung des Käfigs beigetragen wie z.B. Leibniz, der alle Fenster im Käfig fest zugeschraubt hat, so daß man sich ab sofort auf die Steuerung der Außenwelt durch eine göttlich prästabilierte Harmonie verlassen mußte. Durch diese zweifelhafte Verbesserung ist er zumindest den Cartesischen Dämon losgeworden.
Kant hat schließlich den Käfig mit seinen fein ziselierten transzendentalen Ausbaumaßnahmen vergoldet. Damit wurde der Käfig mit vielen Durchgängen, Wendeltreppen und kleinen Kämmerlein so beeindruckend ausgeschmückt, daß viele spätere Philosophen sich nie von einer ersten Verliebtheit in ihn erholt haben.
Spätestens mit Hegel und seiner Idee des Absoluten, die Subjekt und Objekt vereint, wurden Ausbruchsversuche aus dem Käfig gewagt. Marx, Nietzsche und andere haben nach Hegel auch ihre eigenen Jailbreaks versucht.
Heidegger ist der Ausbruch aus dem Cartesischen Käfig dann in den 1920ern endlich gelungen, das eingekapselte Subjekt wurde zum zeitlichen in-der-Welt Da-sein. Aus lauter Ängstlichkeit wurde diese angebotene Befreiung aber undankbar abgewehrt und bis aufs Messer bekämpft. Alle haben sich unter der soliden Kantschen Eiche im Dorf versammelt, um rigorose Gegenmaßnahmen zu beschließen. Sie vertrauen darauf, daß kein Blitz in die Eiche hineinfährt. In ihren Augen würde die Befreiung zum Verlust der wirksamen Beherrschung aller Bewegung und so zur irrationalen Anarchie führen.
Die moderateren Denker nach Hegel (einschließlich der modernen Wissenschaftler aller Sparten) bis heute haben sich also damit begnügt, den Käfig schön einzurichten und bequem zu möblieren. Sie würden nie im Traum daran denken, sich aus dem Käfig hinauszuwagen. Stattdessen sitzen sie -- jeder für sich -- sicher eingeschlossen auf dem moralisch-ethischen Sofa mit Fernbedienungsgerät, das durch das Gitterwerk des Käfigs hindurch eine rasterförmig modellierte Außenwelt möglichst effektiv kontrolliert.
Vgl. 'Thinking in Clichés'.
Grüßen die Brüder, Hölderlins Eichen! Hast Du eine englische Fassung des ISTER?
ReplyDeleteNein, aber die Cyberwelt hat alles: http://jacketmagazine.com/27/hold-trans-2.html
ReplyDeleteIch denk', der große Vorteil Deiner Schreibweise ist, daß sie keine zusätzliche Kryptographie braucht.
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