14 October 2025

Britischer Empirismus und Ontologie

Der britische Empirismus hat sich nie mit ontologischen Fragen auseinandergesetzt, sondern mit Erkenntnistheorie, d. h. mit der Frage, was gewußt werden kann, vorzugsweise mit Gewißheit. Humes Skeptizismus läuft auf die Behauptung hinaus, daß nichts mit Gewißheit gewußt werden kann, sondern nur durch Gewohnheit und Konvention oder „in der Regel“ durch Induktion. Das Verständnis des britischen Empirismus von Ontologie war (und bleibt) trivial und läuft lediglich darauf hinaus, zu klassifizieren, welche Arten von Seiendem existieren (ohne jemals zu klären, was „existieren“ bedeutet). 

Der Kontrast zu dem, was Aristoteles in seiner Metaphysik als Untersuchung von τὸ ὂν ᾗ ὄν (das Seiende als seiend) begann, könnte nicht größer sein, denn der Schwerpunkt liegt darauf, wie ein Seiendes am Sein (jetzt verstanden als der Infinitiv εἶναι des Verbs „sein“) teilhat. Das zweite ὄν in der Formel ist nämlich ein Partizip. Diese Teilhabe eines Seienden am Sein bedeutet seine Seinsweise, von denen es mehrere gibt. Daher sagt Aristoteles πολλαχῶς λέγεται τὸ ὄν (das Seiende wird auf vielfache Weise gesagt). Beispielsweise ist das Leben eine besondere Seinsweise eines Seienden, genau wie sein kategoriales Wo-Sein, wenn das Seiende ein ausgedehntes physisch Seiendes ist, das am Sein teilhat, indem es irgendwo einen Ort (τόπος) einnimmt (und daher für den Geist anwesend als an diesem Ort verortet). Das „als“ (ᾗ) in der Formel bezieht sich auf die (hermeneutische) Interpretation der Teilhabe des Seienden am Sein und wird daher das hermeneutische Als genannt, etwas, das nicht nur dem britischen Empirismus, sondern all seinen heutigen Nachfolgern, der Mainstream-Philosophie im Allgemeinen, völlig fremd bleibt.

Weitere Lektüre: Husserl's imperfect critique of empiricism.

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